Hilfsaktion  Baruwa

Erste Mail von Jürgen nach dem großen Erdbeben:

Das Erdbeben war wirklich fürchterlich und sehr erschreckend; es hat riesige Schäden im ganzen Land, nicht nur hier in Kathmandu, sondern auch überall in den Bergdörfern angerichtet, von denen Hunderte total wegrasiert worden sind. Die Zahl der Toten steigt ständig. Wir selbst sind mit dem Schrecken davongekommen: wir leben noch und sind gesund. Nur trauen wir uns wegen der vielen schweren Nachbeben noch nicht wieder ins Haus hinein, sondern schlafen nachts draußen im Freien.
Nochmals: unseren ganz, ganz herzlichen Dank dafür, dass Ihr in der Stunde der Not an uns gedacht habt. Das hat uns sehr berührt und wir werden es Euch nicht vergessen.
Wir werden wieder von uns hören lassen, wenn es in Nepal wieder besser geht.

Spätere Mail:

Heute, am 4. Tag nach dem Erdbeben, hat sich die Situation insoweit geändert, als endlich die vielen Nachbeben aufgehört haben, die so stark waren, dass sich niemand in die Häuser zurückgetraut hat; die letzten vier Nächte haben wir, wie praktisch Alle hier, im Freien verbracht. Wenn es also nun auch scheint, als habe die Erde sich endlich wieder beruhigt (diese Hoffnung hat sich, wie wir heute wissen, leider nicht bestätigt), hat sich die Lage nicht verbessert, denn jetzt wird das wahre Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Es ist einfach unbeschreibbar, wie viel Tod und Not über das Land hereingebrochen sind. Das gilt vor allem für die, die es am Schlimmsten getroffen hat: nämlich die Hundertausende von Nepali in den weltabgelegenen und nur schwer erreichbaren Dörfern in den Bergen, dem traditionellen Lebensraum der meisten Menschen hier.
Auch im Kathmandutal hat das Erdbeben große Verwüstungen angerichtet und über 1000 Tote gefordert – aber hier gibt es immerhin Hospitäler, Ambulanzen, Medizin und ärztliche Hilfe, und genügend zu essen. Aber in den Dörfern oben in den Bergen, die meist nur zu Fuß erreichbar sind, gibt es nichts dergleichen. In vielen Dörfern steht kein einziges Haus mehr, hunderte Menschen sind unter dem Schutt begraben, und die Überlebenden sitzen seit Tagen nicht nur schutzlos im Freien, sondern sie haben auch kaum noch zu essen, weil ihre Nahrungsvorräte von der letzten Ernte unter den zusammengebrochenen Häusern begraben sind.
Hier also wäre Hilfe an nötigsten.
Deswegen wenden Lakshmi und ich uns heute mit einer Bitte an Euch:
Viele von Euch haben uns geschrieben, ob sie nicht irgendwie helfen könnten. Immer wieder ist deswegen gefragt worden, wie z.B.:
 „....wollte ich wissen, ob direkte Hilfe an euch nicht vielleicht sogar besser wäre. Wir könnten ja das Geld statt an eine große Organisation auch an euch überweisen....“
Dieses vielfältige Angebot spontaner Hilfsbereitschaft hat uns sehr berührt, und Lakshmi und ich freuen uns, es annehmen zu dürfen.
Wir haben uns Folgendes überlegt: Wir selbst wollten ohnehin auf jeden Fall helfen. Aber wir sind ja keine große Organisation mit entsprechenden Budget; deshalb wollen wir uns auf einen einzelnen Ort beschränken, um dort den Menschen zu helfen, so gut wir könnnen. Als diesen Ort haben wir Lakshmis Heimatdorf Baruwa gewählt, das im Tal des Indrawatiflusses in den Bergen nordöstlich von Kathmandu liegt. Früher war Baruwa nur in 3-tägigem Fußmarsch zu erreichen; heute, nachdem auf einem Teil der Strecke eine Straße gebaut worden ist, ist es in einem Tag - halb mit dem Jeep, halb zu Fuß – erreichbar....

So setzte Anfang Mai die bis heute anhaltende Hilfsaktion ein, über die Jürgen in seinen Aktionsberichten unterrichtet. Auf zwei in Deutschland und Nepal eingerichteten Spendenkonten sind derzeit rd. € 50.000,00 (Stand 17.5.2015) eingegangen.

Wie Jürgen schreibt, "wird von diesen Spenden kein einziger Cent für 'Verwaltungskosten' irgendwelcher Art draufgehen!! Das Geld wird ausschließlich dem Zweck zugeführt, zu dem Ihr es verwendet wissen wollt: nämlich den Menschen Nepals in ihrer Not zu helfen."
Als die ersten Spendengelder eintreffen, schreibt Jürgen angesichts der überwältigenden Hilfsbereitschaft:

Lakshmi und ich freuen uns sehr darüber: einmal, weil es zeigt, dass auch in Deutschland Mitgefühl und Hilfsbereitschaft unter den Menschen keineswegs ausgestorben, sondern sehr lebendig sind – und zum anderen, weil uns eine derart große Summe ermöglicht, unsere Hilfsaktionen hier in Nepal nicht nur auf Lakshmis Heimatdorf Baruwa zu beschränken, sondern nun auch auf die umliegenden Tamang-Dörfer im Distrikt Sindhupalchok, die alle ebenso verwüstet sind, zu erweitern.